Mittwoch, 8. November 2017

Die Folgen eines Mückenstichs

Mücken lieben mich. Vor allem asiatische Mücken. Das war schon immer so. In Thailand habe ich auch unter den Europäern jeden Mückenstich-Rekord gewonnen - und leider haben indische Mücken einen ähnlichen Geschmack. Ich versuche das ja als Kompliment zu sehen. Doch spätestens seitdem mir eine Mücke ein Abschiedsgeschenk gemacht hat (Dengue-Fieber), fällt mir das arg schwer.
Der "Spaß" begann am 22. Oktober - ein Sonntag. Sophia und ich wollten eigentlich in die Stadt gehen und uns einen Tempel ansehen. Beim Aufwachsen habe ich gemerkt, dass das wahrscheinlich nichts wird: Ich hatte Kopfschmerzen. Erst dachte ich, dass ich einfach zu wenig getrunken haben könnte, doch dann kamen auch noch Gliederschmerzen dazu. Ich habe meine Chefin vorgewarnt, dass ich möglicherweise nicht am Montag mit ins Camp fahren können würde. Sie meinte daraufhin, ich solle lieber zum Arzt gehen. Zu dem Zeitpunkt fand ich das noch etwas übertrieben, habe es dann aber doch gemacht. Beim Arzt habe ich eine Nummer bekommen: 20 und wir waren erst bei 7. Fast 3 Stunden später war ich dann dran. Mittlerweile hatte ich Schüttelfrost, Fieber und mein Kopf fühlte sich ... unbeschreiblich an. Viel machen konnte der Arzt aber auch nicht. Ich habe nur Unmengen Paracetamol, Magnesium und etwas gegen Erkältung bekommen.


Ich will jetzt nicht zu viel Jammern, deshalb fasse ich es mal folgendermaßen zusammen: Der Tag und die Nacht waren kein Spaß.


Am nächsten Morgen bin ich wieder zum Arzt gegangen. Ich musste kaum warten, da mir nur Blut abgenommen wurde. Dafür durfte ich dann am Abend mit meinem Ergebnis wieder über zwei Stunden im Wartezimmer sitzen. Danach habe ich dann erfahren, dass ich Dengue-Fieber habe. Viel geändert hat das aber nicht. Ich habe lediglich Papaya-Tabletten und die Auflage jeden Tag zum Bluttest zu gehen bekommen.

Vom Arzt möchte ich euch noch etwas erzählen, dass nichts mit meiner Krankheit zu tun hat. Dort hängen überall Plakate und Flyer, auf denen sinngemäß steht: "Behaltet eure Mädchen". Es geht darum, dass bis heute in Indien unzählige Mädchen abgetrieben oder nach der Geburt getötet werden. Die Gründe dafür sind verschieden. Meistens geht es um Armut. Es ist schon seit mehreren Jahren in Indien verboten das Geschlecht des Kindes vor der Geburt zu erfahren. Glücklicherweise wird das Problem wenigstens in Städten immer geringer, da auch Frauen immer besser ausgebildet und immer selbstständiger werden. Aber trotzdem sind solche Plakate noch notwendig - selbst in einer Stadt wie Bangalore. Mich macht der Anblick der Plakate ziemlich traurig. Andererseits zeigen sie auch, dass das Thema ernst genommen wird und das viele Menschen etwas verändern wollen ...

Wenn ich über so etwas nachdenke, kommt mir meine eigene dämliche Krankheit ziemlich unbedeutend vor. Trotzdem will ich euch natürlich verraten, wie es bei mir weiterging: Für Dengue-Fieber gibt es noch zwei weitere Namen: 7-Tage-Fieber und Knochenbrecher-Fieber. Auch wenn ich mich ziemlich bescheiden gefühlt habe, ist letzteres eine Übertreibung. Ersteres trifft es aber ziemlich gut. Nach 7 Tagen waren die Symptome nämlich größtenteils wieder weg. Das Fieber war eigentlich schon vorher verschwunden, aber dafür gab es am Ende noch einen Juckreiz, der tagsüber okay, aber nachts beim Versuch zu schlafen echt ätzend war. Und nach den 7 Tagen habe ich mich naturgemäß ziemlich schlapp gefühlt. Allzu viel konnte ich während des Fiebers nicht essen. Deswegen bin ich zum ersten Mal am Dienstag zur Arbeit gegangen - aber eher um Hallo zu sagen und ein Schnitzel zu essen. (Ich hatte mega Hunger auf deutsches Essen.) Am Abend durfte ich dann mit zum Abschiedsessen mit der Band Raggabund. Deren Konzerte hatte ich nämlich direkt im Anschluss an das Camp verpasst. Ihr glaubt ja nicht, wie mich das ärgert ...

Mittwoch war passenderweise ein Feiertag in Karnataka. Und Donnerstag war ich zum ersten Mal wieder im Büro. Morgens hatte ich als erstes Kannada Unterricht. Wir haben unter anderem die Uhrzeit geübt. Ist euch schon mal aufgefallen, dass man fast nur im deutschen fragt "Wie spät es ist?" anstelle von "Wie viel Uhr ist es?". Mein Lehrer hat mich gefragt, warum wir Deutschen immer glauben, dass wir für irgendwas zu spät dran sind. Tja, da weiß ich auch keine Antwort drauf. Du?

Ansonsten habe ich den Donnerstag und den Freitag vor allem mit Vorbereitungen für die Wanderausstellung "Umdenken" verbracht. In meiner Freizeit habe ich nach knusprigen Brot gesucht und wenigstens einen Laden gefunden, der Sandwiches mit echten Baguettes verkauft. (Ich wurde gewarnt, dass das Brot hart sei. :) )
Jetzt habe ich wirklich alle Berichte aufgeholt. Nächstes Wochenende schreibe ich den nächsten Bericht. Und dann habe ich auch wieder Bilder für euch. Ich plane den Beginn des Konversations-Kurses und die Eröffnung der Ausstellung "Umdenken" und am Wochenende möchte ich mir endlich die Museen in Bangalore angucken.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Hinweis: Alle Themen und Erlebnisse, die ich auf diesem Blog anspreche, spiegeln meine ganz persönlichen Erfahrungen wieder. Ich nehme die Dinge aufgrund meines individuellen Hintergrunds möglicherweise anders wahr als andere Menschen. Ich denke, das gilt für alle Reisenden. Mir ist wichtig, dass niemand die Berichte hier als objektive Wahrheit annimmt und danach sagt: "So ist Indien!" Dafür ist Indien zu groß und die Menschen sind zu einzigartig.

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