Samstag, 30. September 2017

Die Registrierung




Schon wieder ist eine Woche um und wieder habe ich viel erlebt: Ich habe mir den Cubbon Park angesehen, mich registrieren lassen und den Arbeitsalltag im Büro ein bisschen kennengelernt. Zum Abschluss der Woche war ich zum ersten Mal in Indien shoppen.





Letzten Sonntag war ich im Cubbon Park. Laut zahlreicher Schilder ist jeder Sonntag ein besonderer Sonntag. Nur als ich da war, schien es keine Veranstaltung zu geben. Oder ich habe sie nicht gefunden. Der Park ist wirklich riesig. Stattdessen habe ich den "High Court of Karnataka" von außen gesehen. Ich hätte ja gerne ein schönes Foto gemacht, aber dafür war einfach zu viel los. Dafür habe ich dann einen süßen Hund und Vögel fotografiert. Falls sich jemand schon immer gefragt hat, wie indische Tauben aussehen: genauso wie deutsche Tauben. (Vogelexperten dürfen mir natürlich gerne widersprechen.)
Beim Versuch etwas zu Essen zu finden, habe ich mich vollkommen verlaufen. Im Notfall hätte ich zwar eine Riksha nehmen können, aber das wollte ich nicht. (Einerseits wegen der hohen Preise und andererseits, weil mein Orientierungssinn ja irgendwann mal dazulernen muss.) Letzten Endes bin ich dann in der "Mahatma Gandhi Road" gelandet, die ich mir auch noch genauer ansehen will. Für den Tag hatte ich jedoch erstmal genug erlebt.

Die neue Woche begann mit einem entspannten halben Tag im Büro. Einen Teil der Zeit habe ich damit verbracht, die letzten Unterlagen für die Registrierung auszudrucken. Und abends habe ich nochmal 2 Stunden gebraucht, um Uber auf dem Handy zu installieren. Das ist eine Handy-App, mit der man sich einfach (und jedenfalls in Bangalore auch sehr günstig) ein Taxi bestellen kann. Das Problem war nur, dass das geliehene Handy mit der App nicht klarkam und ich mein eigenes altes Handy erst dazu überreden musste, die indische SIM-Karte zu akzeptieren.

Weil ich vor Aufregung viel zu früh dran war, bin ich trotz eines leicht orientierungslosen Taxi-Fahrers, der kein Wort Englisch konnte, überpünktlich im FRRO gewesen. Mein Termin war offiziell um 9:30Uhr, aber da alle den gleichen Termin bekommen, war ich lieber schon um 9 Uhr da. Und so war ich an meinem Schalter tatsächlich die Erste. Völlig problemlos lief es nicht: Ich wurde nach einem Dokument gefragt, konnte es aber nicht übergeben, weil ich den Beamten nicht verstanden habe. Dann wollte er einen  Vertrag mit meiner Vermieterin sehen, die aber leider in
Deutschland wohnt und deshalb in Indien keinen Vertrag registrieren lassen kann. Und zuletzt war mal wieder die nicht existierende Registrierung des Goethe-Instituts gefragt. Ich habe geduldig, freundlich und klein wenig verzweifelt versucht zu erklären, warum ich all das nicht habe. Und nach einer halben Stunde wurde ich in den Wartebereich geschickt. Eine Stunde später übergaben mir die Beamten wortlos die Registrierung. Ich war begeistert. Ich hatte vorher so viele Horrorstorys von Leuten gehört, die den ganzen Tag im FRRO verbringen und dann auch noch wiederkommen musste. Einer Studentin wurde sogar das Visum bei der Registrierung gekürzt. Und bei mir lief alles so gut. Ihr wisst ja gar nicht, wie dankbar ich dafür bin, dass ich noch vor dem Mittagessen mit der Registrierung im Rucksack gehen durfte. Woran das letzten Endes lag, weiß ich nicht: Vielleicht an den gefühlt 2000 Dokumenten und Kopien, die ich zur Sicherheit dabei hatte oder daran, dass ich eine junge Frau bin, der generell nichts allzu böses zugetraut wird. Möglicherweise war auch der Name "Deutsche UNESCO Kommission" auf einigen Dokumenten hilfreich. So oder so bin ich glücklich, dass die Bürokratie erledigt ist.

In den folgenden Tagen habe ich den Arbeitsalltag im Büro kennengelernt. Soweit ich das mit meiner geringen Berufserfahrung beurteilen kann, gibt es da nicht so viele Unterschiede zu deutschen Büros: Es wird zum Beispiel auch hier Kuchen verteilt, wenn jemand Geburtstag hat. :D
Meine Aufgaben sind flexibel und richten sich danach, wo gerade jemand gebraucht wird. Ich bin in die Planung des nächsten Camps eingebunden, helfe aber auch bei anderen organisatorischen Aufgaben. Nebenbei habe ich eine Teilnahmebescheinigung für einen Workshop geschrieben und den Druckauftrag weitergegeben. Etwas unpraktisch ist nur, dass ich keinen festen Arbeitsplatz habe und immer schauen muss, wo gerade ein Platz frei ist. Aber ich denke, dass sich in der nächsten Woche langsam ein Plätzchen und auch ein wenig Routine finden lässt.

Am letzten Freitag war in Indien ein Feiertag. Das gleiche gilt für nächsten Montag. Und Dienstag ist "Tag der deutschen Einheit", an dem ich auch freibekomme. Im ersten Moment habe ich mich ein wenig geärgert, weil ich an so vielen freien Tage am Stück gerne verreist wäre. So kurzfristig war ich allerdings überfordert, etwas bezahlbares zu finden. Jetzt bin jedoch ich froh in Bangalore zu sein. Den Freitag habe ich mit meinem Tolino und zwei Romanen verbracht. Die Pause konnte ich nach all der Aufregung wirklich gut gebrauchen.

Gestern war ich in einer Shopping Mall. Der Weg dorthin war bereits ein kleines Abenteuer. Derzeit wird in Indien fleißig an der Metro gebaut. Im Moment gibt es nur zwei Linien. Ich werde sie so oft wie möglich benutzen, denn natürlich komme ich damit viel schnell ans Ziel als mit einem Auto, das sich durch den Verkehr schlängeln muss. Dadurch dass die Metro erst im Aufbau ist, sind auch die Haltestellen im Wandel, sodass sich die Namen ändern. Das macht es ein bisschen verwirrend. Aber letzten Endes ist es bei so wenigen Haltestellen auch nicht schlimm, wenn man mal falsch aus- und dann wieder einsteigt. Schön finde ich an der Metro übrigens auch, dass sie (ähnlich wie die Skytrain in Bangkok) größtenteils auf Brücken über dem normalen Verkehr fährt. Das heißt, dass ich einen schönen Ausblick auf die Stadt hatte.

Nach dem Aussteigen an der richtigen Haltestelle, bin ich einfach der größten
Menschenmenge gefolgt. Der Plan hat funktioniert: Ich bin tatsächlich in der Shopping Mall gelandet. Dort habe ich mir einen langen, roten Rock und eine dazu passende goldene Bluse gekauft. Das war schwieriger als es sich anhört. Zum einen war shoppen noch nie mein Ding und zum anderen habe ich noch keinen Überblick darüber, was hier normale Alltagskleidung für Frauen in meinem Alter ist. Die Verkäufer waren jedoch ausnahmslos freundlich. Und vor allem haben sie nicht aufgegeben, als ich mich mit den Original-Blusen zu meinem bereits ausgesuchten Rock nicht anfreunden konnten.

Im Großen und Ganzen liebe ich indische Kleidung. Es werden oftmals lange Röcke und weite Hosen bzw. Leggings mit langen Oberteilen getragen. Fast alles, was ich anprobiert habe, war super bequem. Und gleichzeitig sind vor allem die Röcke und Kleider einfach wunderschön. Ich wünschte so etwas gäbe es auch in Deutschland zu kaufen. Aber in Göttingen hatte ich ja schon Schwierigkeiten einen
schlichten langen Rock zu finden. Andersherum könnte ich hier auch eine Jeans und alles andere kaufen, was bei uns "normal" ist. Das sind dann aber meistens die eher teureren Marken. Nur kurze Hosen oder Oberteile mit tiefem Ausschnitt habe ich keine gesehen (allerdings habe ich auch nicht danach gesucht). Bauchfrei ist dagegen normal. Für Männer gibt es übrigens sehr ähnliche Kleidung im Laden wie bei uns. Ich sehe auch nur selten Männer mit einem Turban oder anderen traditionellen Kleidungsstücken auf der Straße. In den Geschäften, die Festtags-Kleidung verkaufen, sehen dagegen sowohl die Sachen für Männer als auch für Frauen aus, wie aus einem Märchen.

Nach der Shopping Tour war ich gestern fix und fertig. Deswegen schreibe ich diesen Bericht auch erst heute. Zum Glück bin ich jetzt wieder fit und konnte heute Morgen zum ersten Mal in Indien joggen gehen. Ich habe mich todesmutig auf die normalen Straßen gewagt. Am Sonntag Morgen geht das überraschend gut. Mal sehen, wie das an Wochentagen aussieht. Ich könnte auch in den Cubbon Park gehen, aber dann müsste ich erst in die Metro steigen. Und eigentlich mag ich joggen, weil ich damit direkt vor der Haustür beginnen kann. Vielleicht entdecke ich hier ja noch einen kleinen Park.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Hinweis: Alle Themen und Erlebnisse, die ich auf diesem Blog anspreche, spiegeln meine ganz persönlichen Erfahrungen wieder. Ich nehme die Dinge aufgrund meines individuellen Hintergrunds möglicherweise anders wahr als andere Menschen. Ich denke, das gilt für alle Reisenden. Mir ist wichtig, dass niemand die Berichte hier als objektive Wahrheit annimmt und danach sagt: "So ist Indien!" Dafür ist Indien zu groß und die Menschen sind zu einzigartig.

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