Seiten

Donnerstag, 27. Juli 2023

Meine neue Lieblingsautorin

Titel: Das Glück hat seine Zeit

Autorin: Ayobami Adebayo
Verlag: Piper
Format: Gebundenes Buch
Preis: 26,00 Euro

Inhalt:

Es geht um zwei Personen, die nichts miteinander zu tun haben, aber deren Leben doch miteinander in Zusammenhang stehen. Wuraola ist 28, kommt aus einer wohlhabenden Familie und arbeitet als Assistenzärztin. Leider darf sie kaum operieren, da die Stromversorgung nur selten funktioniert und der Strom der Generatoren sparsam verwendet wird. Der zweite Protagonist ist Eniola, ein 16-jähriger Junge, dessen Eltern Probleme haben das Schulgeld zusammenzubekommen.

Die Story:
Die Story ist spannend und spitzt sich gegen Ende immer weiter zu. Die einzelnen Szenen sind sorgsam gewählt. Nach und nach gibt es kleinere und größere Zusammenhänge zwischen den beiden Geschichten, die parallel erzählt werden. Für meinen Geschmack hätten die teilweise recht langen Kapitel etwas kürzer sein können, aber so hat man Gelegenheit länger an einer Person dran zu bleiben und wird nicht ständig rausgerissen. Inhaltlich geht es um viele verschiedene Themen. Ich denke, dass alles, was im Buch vorkommt, irgendwie mit Familienzusammenhalt zusammenhängt. Da der Klappentext diesbezüglich nicht allzu viel hergibt, möchte ich nicht spoilern. Ich denke aber, dass man vorher wissen sollte, dass es unter anderem um Depression und häusliche Gewalt geht. Mit beiden Themen geht die Autorin einfühlsam um. Das bedeutet aber auch, dass man sich sehr gut in die Charaktere reinfühlen kann, wofür sich vielleicht nicht jeder gerade bereit fühlt. (Das ist keine Kritik am Buch. Nur eine Triggerwarnung für Betroffene.)

Charaktere:
Die Charaktere sind die große Stärke des Buches. Der Roman ist nah dran an den Charakteren. Die Kapitel sind nicht nur aus der Sicht der ProtagonistInnen geschrieben, sondern auch aus der Sicht ihrer Eltern und Schwestern und aus der Sicht einer Schneiderin, mit der beide etwas zu tun haben. Jeder Charakter ist bis ins Detail ausgearbeitet. Ihre Wünsche, Ängste und Beweggründe werden glaubhaft dargestellt. Alles greift ineinander und passt perfekt zusammen. Insbesondere die Beziehungen zwischen den Charakteren fühlt man als LeserIn zu hundert Prozent mit.

Stil:
Der Stil macht es möglich, dass man die Charaktere so gut versteht. Die Autorin nutzt verschiedene Stilmittel. So gibt es neben den eigentlichen subjektiven Kapiteln auch einen Tagebucheintrag. Jedes Stilmittel ist bewusst gewählt und unterstützt die Handlung oder die Charakterisierung der Charaktere. Gleichzeitig lässt sich der Text leicht lesen. Man ist einfach im Buch drin. Das einzige, was mir gefehlt hat, sind Erklärungen für die zahlreichen nigerianischen Begriffe. Diese sind kursiv gedruckt, es gibt aber leider kein Glossar. Ich habe hin und wieder nebenbei gegoogelt, aber manches ließ sich nur schwer rausfinden. 

Insgesamt:
Ich liebe das Buch, bin aber vom Verlauf der Handlung geschockt. Ich musste das Buch mehrmals zwischendurch weglegen und eine Pause machen. Ich empfehle es zu hundert Prozent weiter. Es lohnt sich, das Buch zu lesen - sowohl wegen des Schreibstils als auch wegen des Inhalts. Man sollte aber wissen, dass es sich nicht um ein unbeschwertes Buch handelt, dass man am Strand nebenbei lesen kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen