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Mittwoch, 7. Februar 2018

Allein nach Hampi

Urlaub!!! Noch ein letztes Mal in Indien. Natürlich habe ich diese letzte freie Zeit genutzt. Mein erstes Ziel war Hampi. Das ist eine wunderschöne Ruinenstadt, die mir von allen Indern wärmstens empfohlen worden ist. Doch bevor ich meine Zeit genießen konnte, musste ich auf die harte Tour lernen, dass eine Wartelistenticket, kein Ticket ist.




Unglücklicher Start
Der Urlaub hätte kaum schlechter anfangen
können. Dabei hatte ich den Start so schön geplant: Da der Freitag ein Feiertag war, wollte ich am Donnerstag Abend mit dem Zug nach Hampi fahren. Das Ticket hatte ich schon eine ganze Weile vorher gebucht. Leider gibt es bei indischen Zügen eine Warteliste. Und sobald WL gefolgt von einer Nummer auf dem Ticket steht, ist man lediglich auf der Warteliste - auch wenn man schon bezahlen musste. Ich hatte das blöderweise für die Zugnummer oder die Sitzplatznummer gehalten. Die Wahrheit habe ich erst kurz vor dem Einstieg erfahren. Deshalb habe ich versucht einen Schaffner zu finden, der vielleicht noch einen Platz für mich hat. Aber natürlich war keiner da. Andere Fahrgästen meinten, ich solle einfach so mitfahren und ggf. die geringe Strafe zahlen. Ich hätte aber in der letzten Klasse ohne Sitzplatz zwischen unzähligen Fremden festgesessen. Für neun Stunden und alleine. Da habe ich Angst bekommen und bin nach zwei Stationen wieder ausgestiegen.
Und als wäre das noch nicht genug, habe ich an dem Abend auch noch die Kette von meinem Freund und meiner Schwester verloren. Ihr könnt euch vorstellen, wie ich an meinem ersten Urlaubstag drauf war ...

Der Weg nach Hampi
Ich hatte schon am Donnerstag gesehen, dass es noch Bustickets für Freitagabend gibt. Leider werden internationale Kreditkarten online nicht als Zahlungsmittel akzeptiert, weshalb ich an einem Feiertag ein geöffnetes Reisebüro finden musste. Zum Glück war das kein Problem. Bis ich das wusste, war ich (postitiv ausgedrückt) ziemlich fertig mit den nerven. Ich wollte zum ersten Mal alleine Reisen, habe allen gesagt, dass das kein Problem ist, und dann misslingt gleich der Start. Als ich dann aber in dem Bus auf meinem Bett lag, habe ich zwei indische Jungs in dem Bett neben mir kennengelernt. Zufälligerweise hatten sie das gleiche Ziel wie ich und ich habe sie gebeten, mir beim Aussteigen bescheid zu sagen. Ich habe nämlich in indischen Verkehrsmitteln immer Angst, den Ausstieg zu verpassen. Dadurch sind wir miteinander ins Gespräch gekommen und haben uns auf Anhieb gut verstanden. Als unser Bus an der Haltestelle Hampi in der immer noch ca. 20 km entfernten Stadt Hospet stehen geblieben ist (was für eine Verarschung, aber egal), haben sie mich in ihrer Rikscha mitgenommen. Die sollte erst 200 Rupien kosten und nachdem klar war, dass ich mitkomme 300 Rupien. Die beiden haben mir sogar noch ein Hostel und danach ein Fahrrad besorgt. Vor allem bei letzterem habe ich dank der beiden viel Geld gespart. Ich habe nämlich mich und mein europäisches Gesicht in meinem Zimmer versteckt.


Abenteuer in Hampi
Wir drei haben den ganzen Tag zusammen in Hampi verbracht. Die Jungs konnten leider nur einen

Tag bleiben. Ursprünglich hatten sie einen anderes Rei
Losgelaufen bin ich bei dem großen Tempel im Hintergrund.
seziel, aber da am Donnerstag tagsüber ein Streik war, konnten sie nicht wie geplant abfahren. Stattdessen haben sie sich spontan für einen Tagesausflug nach Hampi entschieden. Die beiden wollten den Tag möglichst gut nutzen und haben ein ziemlich straffes Tempo vorgelegt.  Dadurch haben wir in Rekordzeit Tempel, Paläste und andere Ruinen gesehen. Außerdem haben wir uns wirklich toll unterhalten und hatten viel Spaß zusammen. Es hat einfach gepasst. Am Ende des Tages haben wir gesehen, dass Menschen auf einen Berg hochgeklettert sind. Die Jungs meinten, dass ich deren Beispiel am zweiten Tag folgen könne. Ich habe sie ausgelacht und ihnen einen Vogel gezeigt. Aber zu meiner eigenen Überraschung hatte ich am nächsten morgen keinen Muskelkater. Dafür hat mich jedoch ein plötzlicher Bewegungsdrang den Berg hochgetrieben. Zum Glück! Es war ein wunderbares Erlebnis. Die meiste Zeit war ich alleine in der Natur. Ein Affe hat mich im Galopp überholt, Geckos haben sich unter Steinplatten versteckt und ich habe die frische Luft eingesogen. Gehört habe ich nur das weit entfernte Plätschern eines Flusses. Glaubt mir, es war einzigartig. An diesem Vormittag habe ich es genossen, allein zu sein.

Palolem
Palolem ist ein typischer Touristenstrand in Goa. Den Bus von Hampi nach Palolem hatte ich schon kurz vor meiner Abfahrt nach Hampi in Bangalore gebucht. Mein ursprüngliches Ziel war Gokarna. Der Ort liegt in Karnataka. Die Natur soll dort viel schöner und nicht so von Touristen überfüllt sein. Die einzigen Busse wären aber nachts um 2 Uhr angekommen. Und da das meine erste Reise alleine war, hatte ich Angst irgendwo im nirgendwo im Dunkeln auszusteigen. Also musste Palolem reichen. Zu meiner Beruhigung habe ich auch in diesem Bus direkt jemanden mit dem gleichen Ziel kennengelernt. Außerdem lagen neben mir noch einige andere nette Leute. Alle ungefähr in meinem Alter. Sie kamen aus Indien, den USA und Deutschland. Es ist so leicht auf Reisen Leute kennenzulernen, mit denen man sich versteht. Das ist definitiv ein Vorteil von Rucksackreisen.
Aber eigentlich wollte ich euch von Palolem erzählen. Palolem besteht nur aus einer Straße direkt am
Strand, in der es Unterkünfte und Touristenshops gibt. Ich habe am ersten Morgen eine Backwater Tour gemacht. Es ist immer wieder faszinierend wie wenige Meter man zurücklegen muss, um ganz alleine in der Natur zu sein. (Also natürlich nicht völlig allein. Jemand musste schließlich das Boot steuern ...) Das Highlight der Fahrt waren Seeadler, die immer an der gleichen Stelle gefüttert werden. Außerdem sind am Flussufer Krebse entlanggehuscht. Und zwischen dem grün der Mangobäume und Palmen leuchtete immer mal wieder das blaue Gefieder eines Eisvogels auf. Traumhaft!


Wie ging es weiter
Ein kleines Manko hatte der Start in Palolem: Ich habe mich dort ein wenig einsam gefühlt. Die zahlreichen Eindrücke hätte ich gerne mit meinem Freund oder meiner Familie geteilt. Trotzdem habe ich aus meiner Zeit dort natürlich das beste gemacht. Davon berichte ich euch nächstes Mal.

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