Dienstag, 9. Januar 2018

Weihnachtsurlaub Tei1 1 (Busfahrt, Trivandrum und Varkala)

Von Weihnachten bis Neujahr hat das Goethe Institut geschlossen und alle Mitarbeiter müssen sich Urlaub nehmen. Diese Zeit haben Sophia und ich natürlich genutzt: für einer zehntägigen Rucksackreise durch Kerala. Unser erstes Ziel war die Stadt Trivandrum, die sehr weit im Süden liegt. Von da aus ging es weiter zum Paradies-Strand in Varkala. Sightseeing, Entspannung und Abenteuer-Busfahrt inklusive.


26 Stunden im Bus

Gestartet haben wir unseren Urlaub direkt am Abend nach unserem letzten Arbeitstag im Jahr 2017. Wir sollten eigentlich in Indiranagar (unser Stadtteil von Bangalore) abgeholt werden. Doch schon vor dem Start haben wir eine SMS bekommen, dass wir wegen des Verkehrs etwas später an einem anderen Standort abfahren würden. Das war kein Problem, denn auch dorthin mussten wir nur eine halbe Stunde mit dem Taxi fahren. Statt zu einer richtigen Bushaltestelle sind wir allerdings an einer Hauptstraße gelandet, wo unzählige Reisende auf unzählige Busse gewartet haben. Letztere haben teilweise so gehalten, dass kein anderes Auto mehr vorbeikam. Es war ein einziges Chaos. Unser Reiseveranstalter hat uns trotzdem gefunden. Und irgendwann war auch unser Bus da - blöderweise waren unsere gebuchten Plätze bereits belegt, sodass wir in einen anderen Bus gesetzt worden sind. Und das wurde unser Verhängnis. Statt 12 haben wir mit diesem Bus 26 Stunden gebraucht. Einerseits lag das am Verkehr: Wir sind am letzten Arbeitstag vor Heilig Abend mit einem Bus aus Bangalore nach Kerala gefahren. Dazu muss man wissen, dass in Bangalore sehr viele Menschen aus Kerala arbeiten. Und sehr viele davon sind Christen. Es ist also logisch, dass die Straßen voll waren. Womit wir nicht gerechnet haben war, dass unser Bus keine Erlaubnis haben würde Karnataka (unser Bundesstaat) zu verlassen, weshalb wir Ewigkeiten an jeder Grenze standen. Glücklicherweise hat uns ein sehr netter Mann zwischendurch auf Englisch über die Situation aufgeklärt und am Ende sogar mit unserem Hotel und mit dem Rikscha-Fahrer gesprochen, damit wir um 1 Uhr nachts sicher in die Herberge gelangten. Ihr seht also, dass bereits die Fahrt ein Abenteuer war.
Sophia hat mir schon bei der Abholung versichert, dass ihr eine solche Situation in Indien noch nie untergekommen ist. Und schon gar keine 14 Stunden Verspätung. Auch die anderen (allesamt indischen Mitfahrer) fanden sie Situation alles andere als normal. Aber viel machen konnten wir nicht. Der arme Busfahrer konnte schließlich auch nichts dafür.

Was man auf dem Weg von Bangalore nach Trivandrum alles sieht
Der Vorteil an einer Busfahrt in Indien ist, dass man wirklich viel von der Umgebung sieht. Auf klassischen Autobahnen oder Schnellstraßen waren wir (während ich wach war) nur selten. Meistens ging es durch Dörfer. In der ersten Nacht habe ich davon nicht viel mitgekommen, weil ich geschlafen und die neuen Folgen von Fuller House geguckt habe - außerdem war es dunkel. Danach wurde es aber noch richtig interessant. Das fängt schon bei der Weihnachtsdekoration und der Anzahl der Kirchen an. Beides wurde immer zahlreicher. Außerdem habe ich einen Weihnachtsmann gesehen, der bei einer Familie geklingelt und dem glücklichen Kind irgendwas geschenkt hat. Läuft hier das Nikolauslaufen umgekehrt? Wie praktisch. ;)
An einer Stelle sah eine Szene aus, als wäre sie aus dem Dschungelbuch geklaut worden. (Ja, liebes Kulturweit, wir sollen nicht einfach Klischees wiedergeben, aber so sah es nun einmal aus.) Am Straßenrand mehrere Dutzend Frauen nebeneinander. Sie trugen traditionelle Saris. Vor ihnen auf dem Boden standen Öllampen, die gerade angezündet wurden. Einige trugen ihre Lichter bereits in den Händen oder auf den Kopf. Dazu erklang laute Trommelmusik. Leider erinnere ich mich nicht mehr an viele Details. aber es war wunderschön.



Heilig Abend in Trivandrum
Aller Schwierigkeiten zum Trotz konnten wir den darauffolgenden Tag in Trivandrum genießen. Wir haben anhand von Sophias Reiseführer die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Als erstes waren wir in einer Kunstausstellung, in der wir hinduistische Figuren, Schattenspiel-Utensilien und Münzen bewundert haben. Danach sind wir in den Zoo von Trivandrum gegangen. Vor allem am Anfang hat er mir sehr gut gefallen. Die Natur Drumherum ist einfach wunderbar. Und nach meiner unfachmännischen Einschätzung ging es den Tieren auch nicht nennenswert besser oder schlechter als in Deutschland. Extrem traurig hat mich aber der Anblick der Tiger in ihren Käfigen gemacht. Wahrscheinlich können sie weiter springen als der Käfig groß ist. Ich hätte gerne 10 mal so viel Eintritt bezahlt, wenn dafür richtig Gehege gebaut werden würde. Oder noch besser, wenn die Tiger in einen Nationalpark kämen.
Danach war ich noch schneller in einer Kunstgalerie, die mir sehr gut gefallen hat. Es gab sehr viele verschiedene Arten von Bildern.
Neben den ausgestellten Sachen und der Umgebung haben mir auch die Preise gut gefallen. Meistens waren es maximal 50 Cent. Und es gab keine Extra-Preise für Ausländer, wie ich es in Mysore erlebt und von vielen Sehenswürdigkeiten im Norden gehört habe. Im Zoo habe ich einen Euro bezahlt, aber auch nur, weil ich meine Kamera mitnehmen wollte, die 50 Rupien extra gekostet hat. Aber wie gesagt, insbesondere hier hätte ich gerne mehr bezahlt.


Zwischendurch habe ich mir versehentlich von einer Frau irgendwelche billigen Stempel auf die Hand drücken lassen. Dafür wollte sie dann 450 Rupien haben. Letztlich habe ich ihr einen 100er geben, was immer noch zu viel war. Aber irgendwann muss sich wohl jeder Touri zwischen den Verkäufern verarschen lassen.
Danach wollten wir eigentlich noch in einen Palast, aber der hatte schon zu. Stattdessen haben wir uns zwei Hindu-Tempel (in einen durften wir sogar rein) angesehen.


Das Abendessen stellte uns vor eine Herausforderung. Ich hatte keine Lust an Heilig Abend in irgendeinem Straßenrestaurant indisch zu essen. Letztlich sind wir dann in einem Hotel gelandet, dessen Essen laut TripAdvisor preislich im mittleren Bereich sein sollte - das Weihnachtsbuffet war dann aber leider teurer. Wir haben es uns trotzdem gegönnt. Wie hätten wir auch wieder gehen sollen, nachdem wir das köstliche Essen gesehen hatten? Es gab sogar richtiges Baguette. Außerdem durften wir dort Fotos mit dem Weihnachtsmann machen und englischen Weihnachtsliedern lauschen.

Wieder zurück in unserer Unterkunft haben Sophia und ich Geschenke ausgetauscht und natürlich mit zu Hause telefoniert. Trotzdem hat es sich insgesamt nicht wie Weihnachten angefühlt. So hielt sich auch das gefürchtete Heimweh in Grenzen.

Und weiter geht's nach Varkala
Schon am nächsten Vormittag sind wir mit dem Zug nach Varkala gefahren. Die Stunde im Zug hat nur 30 Rupien gekostet. Klar, die Qualität ist eine andere als bei der Bahn in Deutschland. Aber über das Preis-Leistungsverhältnis kann man sich hier wirklich nicht beschweren. Nur das Warten auf den Zug war ein wenig anstrengend. Wenn man mit einer hellen Haut in Indien lang läuft, kann es schon mal passieren, dass Inder nach Selfies fragen. Die witzigste Situation hatten Sophia und ich vor einer Shopping Mall, wo Sophia von irgendwelchen Eltern einfach deren Baby in die Hand gedrückt wurde. Deswegen waren wir schon ein wenig daran gewöhnt. Am Bahnhof hatten wie bislang längste Fotosession. Und zwar kamen nacheinander zwei Familien auf uns zu, die in allen möglichen Kombinationen Fotos mit uns wollten. Danach sind wir zum richtigen Gleis geflohen.

Paradies auf Erden
Mir war eigentlich egal, wo wir im Urlaub hinfahren, solange ich nur ein paar Tage Strandurlaub bekomme. Zu diesem Zweck wurde uns sowohl von Indern als auch von Deutschen Varkala empfohlen. Dort ist es auch wirklich wunderschön. Unser Hostel lag (wie die meisten anderen) direkt an einer Klippe. Auf einem schmalen Weg kann man spazieren gehen. Ca. 10 Minuten von unserer Unterkunft entfernt, gelangt man über eine Treppe zum Strand. Dort war einiges los, aber nicht zu viel. Vor allem musste man nur den Strand entlang gehen, bis man irgendwann fast alleine war. Soooo schön!!! Mir hat auch gefallen, dass der Strand für Inder und Ausländer gleichermaßen offen war. Ich konnte mich da im Bikini hinlegen und andere Frauen sind mit Kleidung ins Wasser gegangen. Hier habe ich übrigens auch zum ersten Mal indische Pärchen gesehen, die in der Öffentlichkeit gekuschelt, sich an den Händen gehalten und sogar geküsst haben.
Die meiste Zeit habe ich mit einem Buch in der Sonne verbracht und mir die Haut verbrannt.

Am zweiten Morgen haben wir eine Delfin-Tour gebucht. Da die anderen beiden Teilnehmer zu spät kamen, hatten wir eine Tour für uns alleine. Und wir haben tatsächlich Delfine gesehen. Eine ganze Schule ist immer wieder aufgetaucht. Damit war für mich Varkala wirklich perfekt.

Und so geht es weiter ...
Der Beitrag ist jetzt schon sehr lang, weshalb ich an dieser Stelle aufhöre. Nächstes Mal nehme ich euch mit ins "Venedig Südindiens" und zu den Fischernetzen in Kochin.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen