Seit zehn Tagen bin ich in Indien. Davon war ich fünf Tage in einem Schulcamp für Schüler, die deutsch lernen. So etwas wie Alltag hat sich noch nicht eingeschlichen. Stattdessen sauge ich noch immer jeden Tag 1000 neue Eindrücke auf. Mein erstes Tagebuch ist schon fast voll. Und jetzt will ich meine Erlebnisse auf einen Blog-Beitrag kürzen. Das wird schwierig ...
Nach der Landung sind mir als erstes die vielen weißen Autos und vor allem deren Hupen aufgefallen. Erst dachte ich, dass das am Flughafen-Verkehr liegt. Aber nein, hier benutzt man lieber zehnmal die Hupe als einmal die Bremse. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig und führt ständig zu Beinahe-Unfällen. Interessanterweise gibt es aber nur selten richtige Unfälle. (Das sagen jedenfalls alle, die schon länger hier sind.)
Ein vom Goethe-Institut geschickter Fahrer hat mich vom Flughafen abgeholt und zu dem Haus gebracht, in dem ich ein Zimmer gemietet habe. Letzteres ist sehr hübsch und ich habe ein eigenes Badezimmer. Das Beste an dem Haus ist allerdings, dass ich nur zehn Minuten bis zu meinem Arbeitsplatz laufen muss. Am ersten Tag hat mich meine Mitbewohnerin mitgenommen. Und am zweiten Tag hat mich meine Chefin abgeholt. Danach konnte ich den Weg aber auch schon alleine laufen. Der ist eigentlich Idiotensicher. Die Straßennahmen sind nämlich nicht wie in Deutschland willkürlich benannt. Stattdessen sind sie durchnummeriert, sodass selbst ich mich bei meiner Erkundungstour letzten Samstag nicht verlaufen habe.
Die Straßen hier sind (Überraschung!) anders als in Deutschland. Es gibt theoretisch gesehen Fußwege, die allerdings größtenteils bepflanzt sind. Damit meine ich kein Gras, sondern riesige Bäume, deren Kronen ganze Straßenabschnitte bedecken. Das heißt, dass ich auf der Straße gehen muss, wo ich mich aufgrund der indischen Fahrweise derzeit ziemlich unwohl fühle. Neben Autos, Rikschas, Motorrädern und Fußgängern sehe ich auf der Straße ganz viele Hunde. Die meisten haben einen festen Platz und werden vermutlich von den Bewohnern der angrenzenden Häuser gefüttert. Dafür, dass sie Straßenhunde sind, sehen alle sehr gesund aus.
Schön finde ich an Bangalore vor allem die in jedem Reiseführer erwähnten Gegensätze: Überall laufen Frauen in bunten Saris rum. Es gibt aber auch westliche Kleidung. Viele indische Frauen haben beides im Schrank. Und in den Nebenstraßen fahren die modernsten Autos an Tischen vorbei, an denen Frauen und Männer mit alten Kohle-Bügeleisen bügeln. Von all den Dingen habe ich bisher keine Fotos gemacht, da ich nicht einfach fremde Menschen fotografieren will. Mal sehen, vielleicht lerne ich ja mal jemanden kennen, der/ die mir ein Foto erlaubt.
Weg von der Straße und hin zur Arbeit: Ich arbeite in der Sprachabteilung des Goethe-Instituts. Schon am ersten Tag waren alle sehr freundlich zu mir. Ich habe mich wirklich Willkommen gefühlt. Besonders lustig ist die Sprache: Alle Mitarbeiter müssen deutsch sprechen können. Aber die eigentliche Brückensprache ist in Südindien Englisch. Außerdem spricht jeder noch eine Muttersprache und die meisten haben Hindi (die Brückensprache im Norden) in der Schule gelernt. Das hat zur Folge, dass ständig zwischen den Sprachen hin und her gewechselt wird. Ich habe mir schon jetzt ein "wunderbares" Denglisch angewöhnt. Und vermutlich kommen noch ein paar Hindi-Wörter dazu.
Im Büro habe ich bisher nur wenig Zeit verbracht, denn am Sonntag Morgen bin ich mit meiner Chefin und zwei Sprachlehrern in ein Camp gefahren. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang alles andere als begeistert von dem Plan war. Ich wollte erstmal ankommen. Als es dann losging, habe ich mich dann aber doch gefreut. Und auch jetzt bin ich dankbar, dass ich dabei sein durfte. (Auf dem Gruppenbild könnt ihr meinen halben Kopf in der letzten Reihe bei den blauen T-Shirts entdecken.)
Hier ein paar Gründe, warum ich gerne dabei war:
Das Camp wurde natürlich nicht veranstaltet, damit ich eine schöne erste Woche habe. Stattdessen sollten, die Kinder (ca. 12 - 13 Jahre) Motivation für den weiteren Deutsch-Unterricht bekommen. Deshalb haben die Sprachlehrer zwei Workshops veranstaltet: Im ersten wurden deutsche Lieder gesungen. Die zweite Gruppe hat aus "Das Dschungelbuch" ein Theaterstück gebastelt. Soweit ich es mitbekommen habe, hatten alle Kinder wahnsinnig viel Spaß. Und auch das Publikum am letzten Abend, das aus einem Herrn vom deutschen Konsulat, den Schuldirektoren und dem Leiter der Sprachabteilung des Goethe-Instituts bestand, schien das Ergebnis gefallen zu haben.
Meine Hauptaufgaben war das Fotografieren. Wenn ihr auf der Facebook-Seite des Goethe-Instituts Bangalore ein wenig runterscrollt könnt ihr eine kleine Bilderauswahl sehen. Das Fotografieren hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Nur einmal habe ich mich ein wenig komisch gefühlt: Das war, als wir am ersten Morgen ein Dorf besucht haben. Dem Goethe-Institut ist es wichtig, dass die Kinder, die alle aus finanziell abgesicherten Familien kommen, sehen, wie das Leben für ärmere Leute im Dorf ist. Auch für mich war das sehr interessant. Und ich finde, diese Herangehensweise wirklich gut und wichtig. Aber es ist doch irgendwie komisch mit der Spiegelreflexkamera und 60 Kindern, die alle ein Smartphone am Ohr haben (im Camp war kein empfang, weshalb der Ausflug für Anrufe bei den Eltern genutzt worden ist), durch ein Dorf zu gehen, in dem die Kühe und Ziehen direkt bei den teilweise kaputten, kleinen Häusern stehen.
Nach dem Camp habe ich einen Tag mit indischer Bürokratie verbracht, weil ich mich hier am nächsten Dienstag registrieren lassen muss. Das wird ein "Spaß". (Ich hoffe, ihr spürt den Sarkasmus in dem letzten Wort.) Aber jetzt ist erstmal Wochenende. Morgen schaue ich mir einen Park und vielleicht einen Markt an. Von all diesen Dingen schreibe ich nächste Woche.
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Wichtiger Hinweis: Alle Themen und Erlebnisse, die ich auf diesem Blog anspreche, spiegeln meine ganz persönlichen Erfahrungen wieder. Ich nehme die Dinge aufgrund meines individuellen Hintergrunds möglicherweise anders wahr als andere Menschen. Ich denke, das gilt für alle Reisenden. Mir ist wichtig, dass niemand die Berichte hier als objektive Wahrheit annimmt und danach sagt: "So ist Indien!" Dafür ist Indien zu groß und die Menschen sind zu einzigartig.
Bangalore habe ich zum ersten Mal am Morgen des 13. September 2017 gesehen. Ich spähte aus dem Fenster des
Flugzeugs: Ich sah Berge, Steinbrüche und irgendwann auch die Häuser von Bangalore. Das alles kam mir wie ein riesengroßes Chaos vor. Das liegt aber auch daran, dass ich vier Stunden früher in Dubai gestartet bin. Dort wurde alles perfekt geplant und gebaut, während sich Bangalore Stück für Stück entwickelt hat.Nach der Landung sind mir als erstes die vielen weißen Autos und vor allem deren Hupen aufgefallen. Erst dachte ich, dass das am Flughafen-Verkehr liegt. Aber nein, hier benutzt man lieber zehnmal die Hupe als einmal die Bremse. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig und führt ständig zu Beinahe-Unfällen. Interessanterweise gibt es aber nur selten richtige Unfälle. (Das sagen jedenfalls alle, die schon länger hier sind.)
Ein vom Goethe-Institut geschickter Fahrer hat mich vom Flughafen abgeholt und zu dem Haus gebracht, in dem ich ein Zimmer gemietet habe. Letzteres ist sehr hübsch und ich habe ein eigenes Badezimmer. Das Beste an dem Haus ist allerdings, dass ich nur zehn Minuten bis zu meinem Arbeitsplatz laufen muss. Am ersten Tag hat mich meine Mitbewohnerin mitgenommen. Und am zweiten Tag hat mich meine Chefin abgeholt. Danach konnte ich den Weg aber auch schon alleine laufen. Der ist eigentlich Idiotensicher. Die Straßennahmen sind nämlich nicht wie in Deutschland willkürlich benannt. Stattdessen sind sie durchnummeriert, sodass selbst ich mich bei meiner Erkundungstour letzten Samstag nicht verlaufen habe.
Mein Straßenschild. |
Schön finde ich an Bangalore vor allem die in jedem Reiseführer erwähnten Gegensätze: Überall laufen Frauen in bunten Saris rum. Es gibt aber auch westliche Kleidung. Viele indische Frauen haben beides im Schrank. Und in den Nebenstraßen fahren die modernsten Autos an Tischen vorbei, an denen Frauen und Männer mit alten Kohle-Bügeleisen bügeln. Von all den Dingen habe ich bisher keine Fotos gemacht, da ich nicht einfach fremde Menschen fotografieren will. Mal sehen, vielleicht lerne ich ja mal jemanden kennen, der/ die mir ein Foto erlaubt.
Weg von der Straße und hin zur Arbeit: Ich arbeite in der Sprachabteilung des Goethe-Instituts. Schon am ersten Tag waren alle sehr freundlich zu mir. Ich habe mich wirklich Willkommen gefühlt. Besonders lustig ist die Sprache: Alle Mitarbeiter müssen deutsch sprechen können. Aber die eigentliche Brückensprache ist in Südindien Englisch. Außerdem spricht jeder noch eine Muttersprache und die meisten haben Hindi (die Brückensprache im Norden) in der Schule gelernt. Das hat zur Folge, dass ständig zwischen den Sprachen hin und her gewechselt wird. Ich habe mir schon jetzt ein "wunderbares" Denglisch angewöhnt. Und vermutlich kommen noch ein paar Hindi-Wörter dazu.
Hier ein paar Gründe, warum ich gerne dabei war:
- Während der Fahrt habe ich eine Kuh auf der Straße gesehen. (Ja, es ist ein Klischee, aber trotzdem habe ich mich gefreut. Übrigens finde ich die Kühe hier viel schöner als die Deutschen. Letztere sehen alle so gleich aus ...) Allerdings laufen die Kühe hier nicht rum, wie ihr es vielleicht aus Dokus über Indien kennt. Die meisten Kühe waren irgendwo angebunden und hier in der Nähe von meiner Wohnung habe ich noch gar keine gesehen.
- Ich habe jeden Tag indisches Essen bekommen und da es ein Buffet gab, konnte ich von allem etwas probieren. Mein Fazit: Ich mag indisches (und damit oftmals vegetarisches) Essen viel lieber als gedacht.
- Ich habe die Gelegenheit bekommen einige meiner Kolleginnen sehr schnell kennenzulernen. Außerdem habe ich indische Lehrer und Kinder getroffen, wodurch ich ein wenig Kontakt zum "echten" Indien hatte. Gerade in den Goethe-Instituten und deutschen Schulen ist die Gefahr leider recht groß, dass man in einer deutschen Blase lebt.
- Ich habe schon in meiner ersten Woche mehr gesehen als nur meinen Stadtteil von Bangalore. Und da es in der ersten Unterkunft leider einige Probleme mit dem Wasser und der Elektrizität gab, habe ich sogar noch eine zweite kennengelernt. Beide lagen mitten im Grünen, waren aber nicht allzu weit von der Stadt entfernt.
Das Camp wurde natürlich nicht veranstaltet, damit ich eine schöne erste Woche habe. Stattdessen sollten, die Kinder (ca. 12 - 13 Jahre) Motivation für den weiteren Deutsch-Unterricht bekommen. Deshalb haben die Sprachlehrer zwei Workshops veranstaltet: Im ersten wurden deutsche Lieder gesungen. Die zweite Gruppe hat aus "Das Dschungelbuch" ein Theaterstück gebastelt. Soweit ich es mitbekommen habe, hatten alle Kinder wahnsinnig viel Spaß. Und auch das Publikum am letzten Abend, das aus einem Herrn vom deutschen Konsulat, den Schuldirektoren und dem Leiter der Sprachabteilung des Goethe-Instituts bestand, schien das Ergebnis gefallen zu haben.
Meine Hauptaufgaben war das Fotografieren. Wenn ihr auf der Facebook-Seite des Goethe-Instituts Bangalore ein wenig runterscrollt könnt ihr eine kleine Bilderauswahl sehen. Das Fotografieren hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Nur einmal habe ich mich ein wenig komisch gefühlt: Das war, als wir am ersten Morgen ein Dorf besucht haben. Dem Goethe-Institut ist es wichtig, dass die Kinder, die alle aus finanziell abgesicherten Familien kommen, sehen, wie das Leben für ärmere Leute im Dorf ist. Auch für mich war das sehr interessant. Und ich finde, diese Herangehensweise wirklich gut und wichtig. Aber es ist doch irgendwie komisch mit der Spiegelreflexkamera und 60 Kindern, die alle ein Smartphone am Ohr haben (im Camp war kein empfang, weshalb der Ausflug für Anrufe bei den Eltern genutzt worden ist), durch ein Dorf zu gehen, in dem die Kühe und Ziehen direkt bei den teilweise kaputten, kleinen Häusern stehen.
Nach dem Camp habe ich einen Tag mit indischer Bürokratie verbracht, weil ich mich hier am nächsten Dienstag registrieren lassen muss. Das wird ein "Spaß". (Ich hoffe, ihr spürt den Sarkasmus in dem letzten Wort.) Aber jetzt ist erstmal Wochenende. Morgen schaue ich mir einen Park und vielleicht einen Markt an. Von all diesen Dingen schreibe ich nächste Woche.
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Wichtiger Hinweis: Alle Themen und Erlebnisse, die ich auf diesem Blog anspreche, spiegeln meine ganz persönlichen Erfahrungen wieder. Ich nehme die Dinge aufgrund meines individuellen Hintergrunds möglicherweise anders wahr als andere Menschen. Ich denke, das gilt für alle Reisenden. Mir ist wichtig, dass niemand die Berichte hier als objektive Wahrheit annimmt und danach sagt: "So ist Indien!" Dafür ist Indien zu groß und die Menschen sind zu einzigartig.
Schreibst du deine Tagebucheinträge immer in Roman-Form? 🤔😀😂
AntwortenLöschenNee, eigentlich nicht.:D Aber ich habe in den letzten zwei Wochen so viele Menschen getroffen und Dinge gesehen, die ich nicht vergessen will ...
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